Donnerstag, 29. September 2011

Artgerechte Katzenernährung – Trockenfutter, ein Muss? (Teil 2)


Trockenfutter reinigt aber die Zähne!

Noch nie haben hoch dekorierte Wissenschaftler und Experten beobachten können, wie sich Katzen mühevoll in freier Wildbahn von Bauer Hugos Feld Getreide zusammentrugen, um dies anschließend zu trocknen, in Bröckchenform zu pressen und dann zur Zahnpflege einzusetzen.
Auch hier spielt simple Logik die schillernde Hauptperson. Als Karnivore besitzt die Katze ein Scherengebiss, was das Zerkleinern von Fleisch und Knochen erleichtert. Diese spezielle Gebissart erlaubt es der Katze jedoch nicht bzw. nur sehr eingeschränkt, seitliche Gebissbewegungen, die für das effektive Zerkleinern pflanzlicher Nahrung notwendig sind, auszuführen. Beim Fressen von Trockenfutter kann man dies eindrucksvoll beobachten. Mitunter hält die Katze den Kopf leicht schräg, beißt 1-2mal auf das Bröckchen, um es dann hinunterzuschlucken. Es braucht nicht viel, um zu erkennen, dass der viel gepriesene Abriebeffekt bei einer so kurzen Beißdauer nicht eintreten kann.
Dazu die Sicht einer amerikanischen Tierärztin:


Wie viel Trockenfutter darf man denn überhaupt geben? Darf man es überhaupt?

In meinen Augen gilt die Maxime: Je weniger, desto besser.
Katzen kommen sehr gut ohne trockene Getreidepresslinge zurecht, aber ein paar Krumen als tägliches Leckerli auf einem Fummelbrett verstreut oder als Wurfgeschosse genutzt, dürften kaum schaden und jeder Katze gefallen. Auch Streunerkatzen oder Katzen aus spanischen Tötungsstationen dürften sich über Futter jeglicher Qualität freuen. Denn in dieser Situation geht es oftmals nur um das nackte Überleben, weshalb Qualitätsansprüche verständlicherweise zurückgestellt werden sollten.
In großen Mengen als alltäglicher Fütterungsbestandteil hat es aber rein gar nichts verloren.

Der Weisheit letzter Schluss ist Nassfutter bzw. Barfen. Doch auch bei ersterem gilt zu bedenken, dass es erhebliche Qualitätsunterschiede bei den einzelnen Marken gibt. Bei letzterem gilt zu bedenken, dass es erheblich (!) viel Zeit – und Leseaufwand benötigt, um die dahinterliegenden Prinzipien vollständig zu begreifen. Nichts ist gefährlicher, als einer Katze unvermittelt täglich rohes Rinderhack hinzuknallen und zu glauben, damit wäre alles getan.
Da die Geduld der Leser und die Zeit begrenzt sind, an dieser Stelle ein kurzer Crashkurs zum Nassfutter.
Die in der Werbung angepriesenen lila und grünen Packungen, die die flauschig-seidig stolzen Rassenkatzen aus dem Spot so gesund und munter halten, taugen nur halb so viel wie sie versprechen. Man sollte all die vollmundigen Herstellerhymnen und die niedlichen Katzenbilder ausblenden und sich der Zusammensetzung zuwenden.
Auf vielen Packungen ist zu lesen: „min. 4% Huhn“. Das bedeutet natürlich nicht, dass nur 4% Fleisch enthalten sind. Es bedeutet viel mehr eher, dass von der geschmacksgebenden Sorte Huhn 4% enthalten sind. Die Fragen, die sich nun stellen, sind die: Aus was bestehen die restlichen 60,70,80,90%? Thunfisch? Rind? Lamm? Känguru? Wie viel Fleisch ist insgesamt enthalten? Und vor allem: Warum deklariert der Hersteller das nicht? Gerade bei Allergikerkatzen ist dieses intransparantes Deklarationsgebaren wahres Russisch Roulette, denn so ist es möglich, dass eine Charge in einer Woche Lamm, aber in der nächsten Woche dafür Rind enthalten kann.
Blickt man weiter auf die Inhaltsstoffe, so gesellen sich „pflanzliche Eiweißextrakte“ und „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ dazu. Aber was verbirgt sich dahinter?
Wie beim Trockenfutter versuchen auch viele Nassfutterhersteller hochwertige tierische Proteine durch billige pflanzliche Eiweißquellen zu ersetzen. Hauptlieferant für pflanzliche Proteine im Katzenfutter stellen hierbei Sojaproteine dar, die – wie eingangs erwähnt – hauptverantwortlich für eine mögliche spätere Allergieausbildung sind und eine geringe biologische Wertigkeit aufweisen.
Jene pflanzlichen Proteine umfassen quasi alle aus der Pflanzenölpressung anfallenden Nebenprodukte wie  Extraktionsschrot, Raps- und Sojaöl. (http://de.wikipedia.org/wiki/Protein#Wirtschaftliche_Bedeutung )

Doch auch bei den „pflanzlichen Nebenerzeugnissen“ bietet sich kein besseres Bild. Dabei handelt es sich um Reste aus der Müsliproduktion, generelle Rückstände der Getreideproduktion und aus Brauereibetrieben, Erdnusschalen, mitunter auch Stroh, Gluten, Kleber usw.
Häufiger Gast auf den bunten Angaben dieser Futtermittel ist auch das Wort „Getreide“, was im Folgenden für einen allgemeinen Hinweis genutzt wird.
Problem an dieser Angabe ist die schwammige, nicht transparente Deklaration. Wie viel Getreide ist enthalten? 1%, 7%, 50%? Welches Getreide ist enthalten? Roggen, Weizen,  Hafer, Amaranth, Reis? Bsp. enthalten die drei zuerst genannten Getreidesorten Gluten/Klebereiweiß, das in großen Mengen für die Katze nicht verwertbar ist und zu schweren Verdauungsstörungen führen kann. Hingegen sind Getreidesorten wie Amaranth und Reis frei von Gluten und somit (in geringen Mengen) für eine Katze besser verdaulich.

In vielen Foren wird mitunter die relativ verkürzte Ansicht verbreitet, dass ein Katzenfutter nur dann gut ist, wenn es – Zitat – „kein Getreide und keinen Zucker“ enthält. Getreidefreies Katzenfutter ist mit Sicherheit keine schlechte Wahl, doch helfen solche Pauschalurteile im Allgemeinen nicht immer weiter. Auch hier das A u s m a ß eine bedeutendere Rolle.  Es ist ein erheblicher Unterschied, ob sich unter den Inhaltsstoffen „Getreide“ oder „5% Quinoa“ befindet. Den letzteres weist eine ausgezeichnete transparente/genaue Deklaration auf und ein geringer, genau deklarierter Getreideanteil aus einer leicht verdaulichen, glutenfreien Quelle schadet der Katze mit Sicherheit nicht.
Auch Zucker ist ein sehr interessantes Kapitel im Nassfutter. Zucker ist nicht gleich Zucker, sondern ein recht weitgefasster Begriff. Es gibt „guten“ und „bösen“ Zucker, wobei im Zusammenhang mit Tierfutter hier näher auf den sog. „bösen“ Industriezucker eingegangen wird. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Zucker bei Weitem nicht das Hauptproblem im Katzenfutter ist und man gutes Katzenfutter nicht pauschal an dem Nichtvorhandensein von Zucker und Co. identifizieren.
Zucker wird manchmal getarnt als Farbstoff dem Futter zugesetzt und auch an dem Wörtchen „Karamell“ erkennbar.  Wie ein bekannter Futtermittelhersteller auf Anfrage mitteilt, wird Zucker/Karamell dem Futter zugesetzt, um das Futter für den Käufer/Halter optisch und olfaktorisch ansprechender zu gestalten bzw. um die cremige Konsistenz von Bröckchen- oder Soßenfutter zu gewährleisten. Obwohl Katzen Süße nicht schmecken können, kann Zucker die Wirkung bereits vorhandener Geschmacksverstärker intensivieren.
 
Auch hinter dem Inhaltsstoff „Inulin“ verbirgt sich ein kalorienarmer Zucker, der industriell als Zucker- und Fettersatz genutzt wird. Blumige Beschreibungen künden an, dass Inulin ein hervorragender prebiotischer Ballaststoff sei und die Darmflora verbessern und stabilisieren würde. 
Es muss angemerkt werden, dass die hochtrabend geschilderten Wirkungen von Inulin bisher nur in Studien bei Paarhufern und Nagetieren nachgewiesen werden konnten; die Untersuchungen bei Karnivoren wie Katzen und Hunden eher inkludent und nicht eindeutig waren. 
Gesetzt dem Falle, dass Inulin tatsächlich solche Effekte erzielt: Erstaunlicherweise kommen Mäuse, Barf und hochwertiges Nassfutter ohne den Zusatz dieses Wundermittelchens aus und sind „dennoch“ verdaulich für die Katze. Es drängt sich der berechtigte Eindruck auf, dass Futter mit Inulinzusatz ohne diesen nicht oder nur schlecht verdaulich ist. Daher ist und bleibt Inulin in meinen Augen ein Indikator für minderwertiges Futter bzw. minderwertige Zutaten, deren geringe Verdaulichkeit kaschiert werden soll.


Wünschenswert beim Nassfutter ist eine genaue Deklaration, die offenlegt, was der Hersteller zu wie viel Prozent reingemischt hat.
Als ziemlich gut ist beispielsweise folgende Deklaration zu werten: Kamel und Strauß (min. 74% aus 37% Kamel und 37% Strauß), Straußbrühe, 1% Rosmarinpulver,  1% Distelöl
Abzuraten ist von einem Futter mit folgender Deklaration: min. 4% Känguru, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Getreide, pflanzliche Eiweißextrake, Öle und Fette, Mineralstoffe

Tierische Nebenerzeugnisse sind hingegen dem allgemeinen Verständnis nicht per se schlecht. Keine Katze sollte ausschließlich Muskelfleisch, sondern auch Innereien erhalten. Ein Verhältnis von ungefähr 70% Muskelfleisch und 25-30 % Innereien ist als ideal zu bezeichnen. Der Rest kann wahlweise aus Getreide oder Gemüse bestehen. Das genaue Verhältnis ist allerdings selten auf den Dosen abzulesen, sondern muss beim Hersteller erfragt werden.

Neben der Zusammensetzung sind auf der Packung auch Angaben zu den Rohnährstoffen zu finden, die von der Weender Analyse erfasst werden.

Rohprotein: umfasst alle pflanzlichen und tierischen Proteine, aber auch Säureamide, Ammoniumsalze etc. Wird durch das Kjeldahl-Verfahren bestimmt.
Gutes Nassfutter enthält min. 10% Rohprotein.

Rohfett: umfasst alle Stoffgruppen, die in Fettlösungsmitteln gelöst werden können. Wird durch das Auflösen in Petroläther bestimmt.
Gutes Nassfutter enthält min. 5% Rohfett. (Hinweis: Einige Sorten sind als Alleinfuttermittel deklariert, obwohl der Rohfettanteil deutlich unter 5% liegt. Diese Sorten sind entgegen der Deklaration keine Alleinfuttermittel und müssen zum Ausgleich mit Gänseschmalz oder Rinderfettpulver supplementiert werden.)

Rohasche: umfasst alle Mineralstoffe. Futtermittel wird zur Bestimmung in einem Ofen bei einer hohen Gradzahl verascht.
Gutes Nassfutter weist unter 2,0%-2,5% Rohasche auf.

Rohfaser: Unverdauliche Bestandteile wie Gerüstsubstanzen und Zellwandstoffe. Wird mithilfe von verdünnten Säuren und Laugen bestimmt.
Gutes Nassfutter weist unter 2,0% Rohfaser auf.
Nicht auf der Packung angegeben sind:

Trockensubstanz: umfasst anorganische und organische Bestandteile, die nicht bei 103° flüchtig sind. Futter wird zur Bestimmung für mehrere Stunden in einem Trockenschrank getrocknet.

Rohwasser: umfasst alle Bestandteile, die bei 103° flüchtig sind.

Nfe/N-freie Extraktstoffe:  umfasst lösliche Zucker und Stärke. Wird nicht angegeben, kann aber errechnet werden.
Gutes Nassfütter enthält unter 3-4% Nfe.

Begibt man sich auf die Suche nach geeignetem Futter, so entdeckt man schnell Sorten, die zwar dem transparenten Deklarationsverständnis genügen und Biozutaten verwenden, aber ein Fleisch-Kräuter/GemüseVerhältnis von 90% Fleisch : 10% Gemüse/Kräuter aufweisen. 
Der Verzicht auf chemische und synthetische Bestandteile ist zwar prinzipiell ein lobenswerter Ausgangsgedanke, aber dennoch rechtfertigt dieser nicht die astronomische Überfrachtung des Futters mit pflanzlichen Bestandteilen.


Viele dieser auf den ersten Blick hochwertig erscheinenden Sorten erhalten oftmals Bestandteile, deren Unbedenklichkeit umstritten ist.  Beispielsweise kann ein Übermaß an pflanzlichen Ölen den Nieren extremen Schaden zufügen. Auch Sorten mit Aloe Vera sind nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Es gibt keine Langzeitstudien, die die Langzeitkonsequenzen von geringen Mengen Aloe Vera und deren Wirkung auf den Katzenorganismus untersucht haben. Das in Aloe Vera enthaltene Aloin ist in gewisser Konzentration hochgradig toxisch und kann überdies starke Durchfallbeschwerden hervorrufen. 
Generell abzulehnen sind (vegetarische) Futtersorten, die die für Katzen hochgiftige Avocado enthalten.

Sucht man noch weiter, so stellt man fest, dass prinzipiell kein einziges Fertigfuttermittel den Idealmaßstäben genügt. Übrig bleibt die Herstellung des eigenen Futters; das sogenannte Barfen – die erwähnte supplementierte Rohfleischfütterung.


Ich wette ja, dass ihr euch bestimmt nicht so toll und gesund ernährt, wie ihr eure Katzen!

Das stimmt.
Der Punkt ist: Als erwachsener Mensch kann ich selbst entscheiden, was ich esse. Es obliegt meiner Entscheidungsfähigkeit, ob ich Rohkost, veganes Tofu-Dinkel-Soja-Schnitzel, Tütennudeln oder 20 Schweinehaxen am Tag vertilge. Es ist meine Gesundheit, die ich ggf. zu Grunde Richte. (Wohnungs-)katzen jedoch können bei der Wahl ihrer Nahrung nicht selbst entscheiden, sondern sind auf die (vernunftbegabten) Entscheidungen ihrer Halter angewiesen. Der Halter trägt demnach Verantwortung  für die Gesundheit eines anderen Lebewesens und da die Ernährung bekanntlich auch die Gesundheit beeinflusst, sollte der logische Schluss daraus klar sein.



Meiner Katze schmeckt das ungesunde Futter aber! Also kann das gar nicht falsch sein!

Stellt man ein Kind vor die Wahl entweder eine Tüte Chips oder eine Erbsensuppe zu essen, so werden sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit die meisten Kinder für das erstere entscheiden. Denn industriell beschönigtes Futter/Nahrung mundet dem manipulierbaren Gaumen eben besser als eine fad erscheinende Gemüsesuppe.



Meine Katze mag das neue hochwertige Futter nicht!

Ein häufig auftretendes Problem, das fast jede Umstellung begleitet. Viele Katzenhalter kämpfen oftmals Monate und Jahre damit, die Katze mehr oder weniger erfolgreich auf bessere Kost umzustellen.
Zauberwort ist und bleibt Konsequenz. Im Laufe der Zeit sind viele Katzen Meister darin geworden, ihre Halter entsprechend nach ihren Wünschen zu manipulieren und diese Manipulationsgabe tritt besonders beim Futterwechsel zum Vorschein. Im Prinzip muss man gegen den Willen einer Katze kämpfen und einen Sieg kann man nur durch erstaunliche Beharrlichkeit erringen.


Die Vorschlaghammermethode (Neues Futter hinstellen und fertig) ist die am häufigsten angewandte, aber auch die unwirksamste aller Taktiken. Bei einer Umstellung gelten die gleichen Regeln wie bei einer Zusammenführung. Langsam, geduldig, step by step. Man sollte das neue/ungeliebte Futter zu sehr, sehr kleinen Teilen ("homöopathische Dosen" sprich sehr dünn und fein zerkleinert; vielleicht eine halbe Messerspitze) unter das gewohnte Futter geben und dies eine Weile lang durchführen. 
Funktioniert das, wird diese Dosis langsam graduell gesteigert. 
Wird das Futter nicht genommen, kann man den Napf für eine Weile in den Kühlschrank stellen, um ihn dann erneut anzubieten. (Wichtig: Futter sollte nicht bei Kühlschranktemperatur gegeben werden, sondern vorher etwas angewärmt werden.) Es schadet keiner Katze, für einige Stunden zu hungern und oftmals wird das neue Futter nach einer kurzen Fastenperiode problemlos angenommen. Dennoch sollte keine Katze; auch keine übergewichtige, länger als 24 Stunden hungern.

Das Benutzen von "Lockmitteln" wie Dreamies, Rinderfettpulver oder Thrive (auch gemahlenes Trockenfutter; der intensive Duft wirkt appetitanregend), die über das "böse" Futter gestreut wird, hilft ebenfalls. Auch das Erwärmen und Pürieren des Futters oder Anreichern mit Wasser kann zum Erfolg führen.



Generelles zur Fütterung

Eine ausgewachsene Katze hat abhängig von Rasse, Geschlecht, Aktivität, Potentheit usw. einen Tagesbedarf von ungefähr 200-250gr Nassfutter. Jungtiere befinden sich noch in der Wachstumsphase und sollten so viel Futter wie sie möchten, gereicht bekommen. 600gr-800gr Nassfutter sind durchaus im Rahmen des Möglichen.
Der Futterplatz sollte einen festen Platz in der Wohnung haben und sich möglichst nicht neben der Toilette (Ein Mensch mag schließlich auch nicht neben dem Klosett dinieren.) oder den Trinkstellen befinden. Die Futterstelle sollte regelmäßig gereinigt werden, wobei auf scharfe Reinigungsmittel zu verzichten ist. Vom Gebrauch von Plastiknäpfen ist abzuraten, da diese mit der Zeit Weichmacher abgeben oder den Geruch des alten Futters annehmen können. Keramik – oder Edelstahlnäpfe eignen sich am besten, die auch leicht erhöht gestellt werden können.


Feste Fütterungszeiten, auf die die tägliche Futtermenge verteilt wird, können als Bestandteil des Tagesritus etabliert werden. Am naturnahsten sind allerdings ungebundene Fütterungszeiten einzuschätzen sowie das Fressen von mehreren, kleinen Häppchen pro Tag. 
Die genaue Handhabung hängt letzten Endes vom Halter (und von der Anwesenheit der Freigängerkatze) ab. Futterautomaten halten Nassfutter auch während Abwesenheit des Halters frisch. Trockenfutter sollte nicht zur freien Verfügung stehen, sondern z.B. (kein Muss) als kleine Leckerliegabe auf dem Fummelbrett gegeben werden.

Nicht gefressenes Futter kann in den Kühlschrank gestellt oder in Tupperware verpackt werden, um später noch einmal angeboten zu werden. Das Futter sollte nicht zu kalt, sondern zimmerwarm serviert werden.
Viele Katzenhalter geben wohlmeinend Malz- und Vitaminpasten, um ihre Lieblinge vor einer möglichen Unterversorgung zu schätzen. Diese Pasten sind jedoch aufgrund ihres hohen Zuckeranteils eher als Leckerlie und nicht als vollwertige Ergänzung zu sehen. Jedes kommerzielle Nassfutter enthält bereits mehr als genügend Vitamine.

Abwechslung ist in freier Wildbahn für Katzen rar gesät und es ist nicht ungewöhnlich, dass für mehrere Wochen nur Maus auf dem Speiseplan steht. Dieser Ernährungsrhythmus ist allerdings nicht ohne Weiteres auf die Fütterung im Haus übertragbar, denn gerade bei Fertigfutter ist Abwechslung notwendig. Die vorgefertigten Nährstoffmischungen, die dem Futter beigemengt werden, können unausgewogen sein und so könnte das Füttern einer einzelnen Futtersorte Mangelerscheinungen auslösen. Deshalb ist es zur Vorbeugung ratsam, 3-4 verschiedene Nassfuttersorten im Wechsel zu geben.


Möchte man nicht voll barfen, dann kann man einmal in der Woche einen Rohfleischtag (bis zu 20% Rohfleisch können unsupplementiert gegeben werden) einrichten.


Obwohl Nassfutter genügend Feuchtigkeit liefert, sollten Wassernäpfe in der Wohnung aufgestellt werden. Alternativ bieten sich Trinkbrunnen an, da viele Katzen anscheinend fließendes Wasser bevorzugen. (Hinweis: Es ist als Alarmzeichen zu werten, wenn die Katze trotz ausschließlicher Nassfutterfütterung sehr viel trinkt.)
Viele Katzen mögen gechlortes Leitungswasser  und den daraus resultierenden Geruch nicht und bevorzugen deshalb eher abgestandenes Wasser mit „natürlichem Aroma“ aus Tümpeln, Teichen, Pfützen etc. Dies ist nicht gesundheitsschädigend. (Hinweis Aquarienwasser: Es schadet einer Katze nicht, dann und wann einen Schluck Aquarienwasser zu trinken. Allerdings ist die Keimdichte höher als im normalen Teichwasser und der Nitratwert oft zu hoch.)

Beiwerk zum Nassfutter

Obwohl der Tauringehalt in kommerziellen Nassfuttersorten als ausreichend einzustufen ist, schadet es nicht, 200-500mg Taurin (in Pulverform und unbedingt mit Wasser versetzt, denn sonst reizend)  über das Futter zu geben. Katzen können Taurin nicht selbst herstellen und haben verglichen mit dem Menschen einen enormen Taurinbedarf. Taurin kann (bis auf spezielle Herzerkrankungen) im Falle der Katze nicht überdosiert werden; überschüssiges Taurin wird problemlos mit dem Urin ausgeschieden. Eine bessere Fellqualität ist ein häufig erzieltes Resultat.
Zusätzlich zur Steigerung der Fellqualität kann auch Bierhefe oder Lachsöl gegeben werden.

 Milch, Eier, Fisch usw.

Katzen reagieren nicht prinzipiell mit einer Unverträglichkeit auf Kuhmilchprodukte. Um Muttermilch verdauen zu können, sind Kitten mit dem Enzym Lactase ausgestattet, das Milchzucker (Laktose) in Galaktose und Glukose aufspaltet. Die Bildungsdauer dieses Enzym hängt quasi von der „Stillzeit“ ab. Bekommt das Kitten keine Muttermilch mehr, wird auch die Lactaseproduktion eingestellt.
Wird der Katze jedoch auch nach dem Abstillen Kuhmilchprodukte angeboten, ist sie problemlos in der Lage, den enthaltenen Milchzucker zu spalten und kann die Milch folglich auch verdauen. Hat die Katze für längere Zeit keine Milch mehr bekommen, können Verdauungsstörungen auftreten.
Kuhmilchprodukte (ein wenig geriebener Käse, Quark, Joghurt) können (verdünnt) serviert werden, jedoch sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass sie als vollwertige Mahlzeit und nicht als Getränk zu werten ist.

Rohes Eiweiß sollte Katzen nicht oder nur in geringen Menge gegeben werden. Das im Eiklar enthaltene Avidin, bindet Biotin, ist resistent gegenüber Verdauungsenzymen und kann bei übermäßigem Genuss einen Biotinmangel hervorrufen. Durch Kochen wird Avidin zerstört.
Eigelb ist reich an Vitaminen, kann jedoch bei übermäßiger Gabe in Kombination mit Fertigfutter eine Übervitaminisierung hervorrufen.


Bestimmte Fischarten enthalten das Enzym Thiaminase, dass das lebensnotwendige Thiamin zerstört. Ein Thiaminmangel führt zu neurologischen Störungen und Lähmungen. Kröpfe und Eingeweiden dieser Fischsorten (z.B. alle Karpfenartigen, Hering, Wels) sind besonders reich an Thiamin. Lachs und Forellen gelten als thiaminasefrei.
Logischerweise sollten thiaminasehaltige Fischarten roh nur in geringen Mengen gefüttert oder gekocht gefüttert werden. Thiaminase wird beim Kochen, jedoch nicht beim Tiefkühlen zerstört.


Futter mit Fisch stellt den Halter allerdings noch vor ein anderes gesundheitliches (und ethisches) Problem.
Die Meere sind verschmutzt/verunreinigt mit Unmengen von Plastik; die Schadstoffkonzentration ist enorm hoch und steigt jährlich immer weiter. Fische und Meeresfrüchte speichern diese Giftstoffe, die somit auch ins Katzen- und Menschenfutter gelangen können. PCB und Quecksilber schädigen das Nervensystem und sind verantwortlich für Missbildungen und Tumore.
Zusätzlich sind die Meere stark überfischt; Delfine als bloßer „Beifang“ sterben qualvoll und viele Meeresfische sind mittlerweile vom Aussterben bedroht.

Kräuter, Zimmerpflanzen, Gras
Viele Wohnungskatzen neigen dazu, ausgiebig im Zimmer aufgestellte Pflanzen zu beknabbern. Doch diese grüne Kost kann manchmal schädlich. Nachfolgend findet sich eine bebilderte PDF-Liste mit den bekanntesten giftigen Zimmerpflanzen:


Als Gegenstand dazu eine unbebilderte Liste mit ungiftigen Zimmerpflanzen:


 Bei Kräutern gilt als Faustregel, dass alle Zwiebelgewächse bzw. alle Gewächse der Gattung Allium (Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Porree) für Katzen giftig sind. Auch Schnittlauch zählt zu den Zwiebelgewächsen, jedoch findet sich bzgl. der Giftigkeit von Schnittlauch für Katzen weder Netz noch in der Literatur eine verlässliche Quellenangabe. 

Katzenminze und Baldrian sind für Katzen ungefährlich.

Ein Schälchen Zyperngras (Katzengras) sollte für Wohnungskatzen immer bereitstehen. Anscheinend unterstützt es die Verdauung und hilft Haarballen zu beseitigen. Häufig wird das Gras allerdings nicht vollständig verschlungen, sondern lediglich angeknabbert. Neuere Forschungen legen die Vermutung nahe, dass Katzen dadurch kleine Mengen an Folsäure zur Blutbildung herauslösen. (Hinweis: Manchmal können Grashalme im Rachen steckenbleiben. Diese sollten keineswegs herausgezogen werden, denn dadurch kann die Speiseröhre geschädigt werden. Der Halm sollte durch den Tierarzt entfernt werden.)

Achtung!

Folgende Dinge können bei Verzehr tödlich für die Katze sein oder heftige Nebenwirkungen mit sich bringen:

-          Schokolade
-          Rosinen
-          Kakao
-          Avocado
-          Zwiebelgewächse
-          Weintrauben
-          Steinobst bzw. Obstkerne (Pflaume, Aprikosen, Kirsche etc.)
-          Nachtschattengewächse (Paprika, Tomate, Kartoffeln, Auberginen etc.)
-          rohe Bohnen
-          Nikotin
-          Teebaumöl


Zusammenfassend gilt Folgendes:
Bei menschlichen Ärzten gilt selbige Regel wie bei tierischen Ärzten: Sie sind Menschen, die umfassend akademisch gebildet wurden, aber sie sind keine allwissenden Halbgötter, deren Ratschläge man unhintergefragt ins eigene Gedankenrepertoire übernehmen kann und die die Absolution für völlige Kritiklosigkeit darstellen.


Man muss lernen, e i g e n s t ä n d i g zu denken. Etwas, was die Mächtigen aller Zivilisationen ihren Untertanen versucht haben allmählich abzutrainieren.
Das, was ich geschrieben, kann ebenso falsch sein, wie der H*piep* und R*piep*C*piep*-Ratschlag vom TA. 
Die Realität soll der Maßstab sein und ist der einzig objektivste. Man muss beobachten, was eine Katze in freier Natur frisst. (Insofern sie kein akuter Beuteverweigerer ist. ;))

Und das sind – faktisch und objektiv bewiesen - fleischhaltige Beutetiere, reich an tierischen Proteinen und arm an Kohlenhydraten wie Nagetiere und Vögel, deren (bereits aufgeschlossenen) Mageninhalt, hin und wieder ein paar Insektensnacks und dann und wann einige Grashalme, um den Folsäurebedarf zu decken. 
Und das Ganze ohne Kräutergartennirvana, Chemielaborbüffet und Kohlenhydratozean. Aber auch beim Nassfutter gibt es Qualitätsunterschiede, auf die geachtet werden muss und selten sind die liebevoll präsentierten Futterdöschen in Lila und Grün das Gelbe vom Ei. 


Katzen, die in Wohnungshaltung leben und somit keine Gelegenheit haben, sich selbst ihre Nahrung zu besorgen, sollten also Nahrung erhalten, die diesem natürlichem Vorbild nachempfunden ist (gilt allerdings auch für Freigänger).
Die logische Konsequenz daraus dürfte nicht allzu schwer sein. 

Haustiere sind keine Vasen, die genügsam auf einem Mahagonitischchen ihr Dasein fristen können und nur ab und an abgestaubt werden müssen. Sie sind keine Spielbälle menschlicher Unterhaltung, die man einfach in die Ecke werfen kann, wenn man keine Lust mehr hat. Sie sind echte Lebewesen, die nicht unter, sondern mit dem Menschen leben. Und sie verdienen es wirklich, dass man sich näher mit ihren Eigenarten und Besonderheiten auseinandersetzt. Und das lohnt sich.

Zum Abschluss seien dem geneigten Leser noch einige weiterführende Internetlektüre (auch in Englisch) serviert:

http://www.etodog.com/THESE%20RESEARCH%20PAPERS.pdf (Eine englische Zusammenfassung von älteren Studien, die sich mit den Nachteilen von Tierfutter generell befassen.)
http://rawmeatcatfood.com/2010/08/16/the-dry-cat-food-crisis/ (Informativer Trockenfutterartikel einer Barfseite.)
http://www.wer-weiss-was.de/faq192/entry2262.html (Wissenschaftlich sehr fundierter Artikel.)
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5970/1/Frenk_Marina.pdf (Dissertation. Besonders interessant die Abschnitte “Trockenfutter und Flüssigkeitsaufnahme” und CaOx-Risiko.)
http://www.katzenforum-schweiz.ch/phpBB2/download.php?id=12678 (Schweizer Katzenfutter-Test zur Übermineralisierung, wird als PDF-Dokument geöffnet.)
http://jeb.biologists.org/content/214/6/1039.full#R22 (Englische 2-Jahres-Studie; Original.)
http://blaue-samtpfote.de/barf/barf.html (Züchterseite zum Barfen und artgerechter Ernährung.)
http://miauinfo.de/2011/03/vegetarischesveganes-katzenfutter-eine-kritische-betrachtung/ (Kritische Betrachtung veganer/vegetarischer Katzenfuttersorten.)
http://www.cuxkatzen.de/html/harnverlegung.html (Erfahrungsbericht zum Harngrieß.)


Zurück zu Teil 1 von "Artgerechte Katzenernährung - Trockenfutter, ein Muss?


© Text: Nutrirsi


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Für diesen zweiteiligen Gastbeitrag bedanke ich mich SEHR! Ich hab dadurch sehr viel gelernt und ich schätze mal, euch wird es genauso gehen :) 
Liebe Verfasserin, vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast ♥

18 Kommentare:

  1. Wow. *_*

    Ich habe wirklich noch viel gelernt (besonders was die chemischen Aspekte der Katzenverdauung und die Bedeutung der schädlichen Stoffe darin angeht) und möchte der Verfasserin hiermit auch noch einmal danken! So etwas Fundiertes und gut Zusammengestelltes über Katzenernährung habe ich noch nie gelesen! DANKE!

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  2. Vielen Dank! Auch, bzw. besonders für die ganzen Links - da wartet viel Lesestoff darauf, inhaliert zu werden :)

    Merci!

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  3. "So etwas Fundiertes und gut Zusammengestelltes über Katzenernährung habe ich noch nie gelesen!"

    Ich auch nicht :)

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  4. Hui, eine Menge Stoff. Muss man echt erstmal "verdauen". Und eigentlich sollte man das in Broschürenform drucken und z.B. in Tierarzt-Wartezimmern auslegen!

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  5. Ja, sollte man. Leider verkaufen aber viele (die meisten?) Tierärzte immer noch lieber das mistige *oyal *anin und *ills Futter (lässt die Kassen klingeln), als dass sie ihrer Kundschaft vernünftiges Info-Material über argerechte Ernährung in die Hand drücken.

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  6. Ich hab da mal ne Frage! :-p

    Hab jetzt grad gelesen, dass z.B. Kartoffeln oder Tomaten (als Nachtschattengewächse) für Katzen extrem schädlich sein können.

    Weißt du, wie sich das genau verhält? Also wann und in welcher Form/Konzentration die dann genau schädlich sind? Kartoffeln gibt man ja auch schon mal zur Schonkost dazu z.B.
    Sollte man das lieber komplett meiden?

    Oder hast du oder die Verfasserin einen weiterführenden Link o.ä. dazu?

    Würd mich sehr interessieren!

    Und nochmal danke für den super Beitrag. :-)

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  7. Kartoffeln (roh) und Tomaten (grün) sind auch für Menschen giftig.
    Ansonsten gilt wie immer: die Dosis macht das Gift.

    Ich wüsste aber eh nicht, warum ich Katzen Kartoffeln und Tomaten verfüttern sollte.
    Wenn Schonkost sein muss, gebe ich gekochtes und pürriertes Huhn.

    Laut Wiki ist die für den Menschen als tödlich angenommene Dosis Solanin ca. 400 mg, aber ich weiss nun nicht, ob man das auf das Durchschnittsgewicht der Katze runterrechnen kann. Ich glaubs eher nicht.

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  8. Dank dir, Balli. Das mit den rohen Kartoffeln hatte ich schon vermutet. Das mit den Tomaten wusste ich noch gar nicht.

    Wieder was gelernt. :-)

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  9. Echt gut geschrieben, man kann es gut hintereinanderweg lesen, es ist flüssig und sehr verständlich. Zahlreiche Tipps, gute Links und einfach ein Text der überzeugend ist!

    @Balli: Ich hab den Eintrag hier mal verlinkt jemanden geschickt, ich hoffe das ist kein Problem!

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  10. Natürlich ist das ok. :)
    Beim Verlinken ist ja automatisch die Quellenangabe mit dabei.

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  11. Hallo,

    wow - ich habe noch nie so eine gut und auch leicht verständliche Anleitung gelesen. Vor allem nicht für mich Laien.

    Auch die Links sind super - bin sehr begeistert - genauso wie vom Rest des Blogs!

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  12. Sehr schön - danke! Die Verfasserin würde ich gerne mal kennen lernen! :-)

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  13. :)

    Ich freu mich sehr, dass die beiden Einträge so gut ankommen. Schon als ich den Entwurf gelesen hatte, war ich total begeistert.
    Die Verfasserin hat sich alles Lob der Welt verdient, denn ich bin mir sicher, dass nicht wenige Katzen nun deutlich gesünder ernährt werden.

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  14. Wow, sehr schöner Artikel. Und bei den branschatzenden Katzenhorden musste ich sogar schmunzeln.
    Der Artikel bestärkt mich nochmals in meinen Bemühungen, meinen Katzen Barf näher zu bringen.
    Zudem habe ich die Seite gleich mal meinem Freund geschickt. Der weigert sich noch etwas, meine Gründe für Barf einzusehen.

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  15. Wenn er das gelesen hat, versteht er es ;)

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  16. Gelesen, gemerkt, verlinkt, gefeiert! Bringt es auf den Punkt!

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